Es gibt doch immer noch Menschen, die bezweifeln, dass das Fernsehen die persönliche Entwicklung beeinträchtigen oder gefährden kann. Dabei liegt das doch eigentlich auf der Hand. Nehmen wir zum Beispiel die so harmlos erscheinende Kinderserie »Die Teletubbies«, die in Deutschland schon im Jahre 1999 auf Sendung gingen. Wer kennt sie nicht, diese grellbunten, pummeligen Filzwesen mit verschieden geformten Antennen auf dem Kopf und einem aufgemalten Bildschirm auf dem Bauch, die sich mit »Ah-Oh« begrüßen und in einer hasenbestückten Landschaft widersinnig agieren?
Berühmt geworden sind sie mit ihrer rudimentären Sprache und ihrem stumpfsinnigen Tubby-Winke-Winke, das man bald überall in jedem Kindergarten und auf jedem Kinderfest bis zur Genüge erleben durfte. Die Kinder, die damals den Beginn der Serie mitverfolgten, scheinen mittlerweile erwachsen geworden zu sein. Denn in jeder Stadt, auch in Mainz, sieht man sie jetzt immer häufiger auf öffentlichen und halböffentlichen Plätzen, wie sie ihre kindlichen Vorbilder mit aberwitzigen Verrenkungen etwa einem drei- oder vierminütigen Winke-Winke oder einem ebenso langen blödsinnigen Auf-einem-Bein-im-Kreis-Herumhüpfen nachzuahmen versuchen. Dabei wird als Ersatz für die Antennen am Kopf heftig gefilmt und fotografiert, falls keine Webcam in der Nähe ist, damit man ihre Heldentaten später im Internet sehen kann. Sie kommen scheinbar spontan aus dem Nichts wie jüngst zu einer Konfetti-Kissenschlacht am Karmeliterplatz oder an Karfreitag zu einem wilden, viertelstündigen tonlosen Teletubbie-Getanze vor dem Hauptbahnhof, bei dem sich der Zuschauer an die mittelalterliche Tanzwut infolge der Pest erinnert fühlen musste. Aber in Wirklichkeit ist alles über Webblogs, Newsgroups, SMS oder E-Mail-Kettenbriefe bis ins Kleinste organisiert. Teilnehmer sind meist 20 bis 30 junge Erwachsene, denen man wirklich Haare auf den Zähnen wünscht. Sobald eine Trillerpfeife oder etwas Ähnliches ertönt geht es los.
Flashmob nennen sie diese Veranstaltungen, nicht zu verwechseln mit einem Wort ganz ähnlicher Aussprache, dem Wischmopp. Während letzterer eine fest umschriebene Funktion erfüllt, hat erstere überhaupt keine, außer vielleicht Befremden und Kopfschütteln bei den Passanten auszulösen. Manche behaupten sogar, ein Flashmob diene der Illustration des Absurden. - Als ob wir so etwas noch bedürften! Man denke an die Absurdität der Finanzkrise oder das sechsmalige sinnlose Jacket-Auf-und-Zu-Geknöpfe einiger Bundesminister binnen eines zwanzigsekündigen Sendebeitrages in der Tagesschau als einzige Reaktion auf die Krise.
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